Eine Ritterburg im Eigenbau
Bericht: LANG Heinrich
Ziel war es, eine Burg zu bauen, die
- mit 28mm Tabletop Figuren (im Speziellen „Herr der Ringe“) bespielbar ist,
- daher in ihren Maßen mit den Regelbüchern kompatibel sein muss,
- auch in Zukunft erweiterbar sein soll,
- modular aufgebaut ist, damit mit verschiedenen Bausektionen unterschiedliche Burgen gebaut werden können und
- natürlich bei der Herstellung im leistbaren Bereich bleibt.
Aus dem modularen Aufbau und der Möglichkeit der Erweiterung ergab sich, dass die Burg aus genormten Einzelteilen bestehen muss, die in allen Variationen sinnvoll kombinierbar sind und auch eine entsprechende Haltbarkeit und Möglichkeit der Bearbeitung bieten.
Also ging es ans Werk.
Basismaß ist ein Ziegel mit 6x6x12 mm. Solche Ziegel müssen einmal massenweise hergestellt werden. Aus XPS-Dämmplatten sind aber rasch mit einem Styroporschneider (bei uns ein Proxxon Heißdrahtschneider) entsprechende Stäbe und daraus dann die Ziegel geschnitten.
Im nächsten Schritt werden aus diesen Ziegeln dann die Mauerelemente gebaut. Dabei werden die Ziegel mit schlichtem Holzleim untereinander und auf einen entsprechenden Umriss aus Millimeterpapier verklebt. Für allfällige Holzteile (Türen, Rahmen etc.) wird Balsaholz genommen, da es sich mit der Drahtbürste leicht strukturieren lässt, was dann wieder der Gussqualität entgegenkommt. Die Fugen werden dann mit Spachtelmasse ausgefüllt. Achtung, das flüssige Silikon rinnt in jede noch so feine Ritze und das bedeutet dann lästige Nacharbeit nach jedem (!) Gießvorgang.
Die fertigen Mauerteile werden auf Fotopapier geklebt, mit einem Rahmen versehen, der mindesten 2 mm höher als das dickste Element ist und sodann mit Silikon ausgegossen. Wichtig: Alle Formen in dem Rohling großzügig mit Vaseline oder Trennfett bestreichen, damit sich die Form dann besser von den Teilen löst. Das Silikon wurde bei Trollfactory gekauft (http://www.trollfactory.de), und zwar TFC Silikon Kautschuk Typ 2 Abformsilikon mittelhart", 2 x 500 g = 1 kg (Silikon und Härter). Es geht auch mit dem weicheren, aber dann hält die Form nicht so lange. Bei härterem Silikon lösen sich dann die Elemente schwerer aus der Form, es besteht Bruchgefahr.
Beim Lösen der Form von den Originalelementen werden die ursprünglichen Bauteile zumindest beschädigt, wenn nicht zerstört. Eine Serienfertigung von Formen mit einem Rohling geht also nicht, zumindest habe ich es nicht geschafft! Also muss man sich darauf gefasst machen, eine ziemliche Zeit mit dem Bau von XPS-Ziegelmauern und –elementen zu verbringen. Man sollte sich auch vorher überlegen, welche Elemente man wie oft brauchen wird, um rationell gießen zu können. Daraus ergibt sich dann die Kombination der unterschiedlichen Teile pro Form. So braucht man z.B. viele „normale" Mauerelemente, Bögen für Eingangstüren eher nur vereinzelt. Jedenfalls muss jede Form in einem einzigen Guss gemacht werden, nachgegossenes Silikon bindet sich nicht mehr und plattet ab. Daher vorher genau die benötigte Menge in Milliliter (nicht in Gramm, da man es sonst mit dem spezifischen Gewicht umrechnen muss) aus den Maßen der Elemente berechnen.
Ist die Form ausgehärtet, kann auch schon mit dem Gießen der Elemente begonnen werden. Als Material habe ich Stewalin (eine Mischung aus Gips und Kunststoff), ebenfalls bei Trollfactory erhältlich, verwendet.
Als brauchbarste Mischung hat sich 10g Wasser und 50 g Stewalin (Verhältnis 0,2) herausgestellt. Bei mehr Wasser steht das Wasser nach dem Ausgießen in der Form, das Stewalin trocknet langsamer und die Form bleibt nicht ganz voll (unregelmäßige Rückseite der Elemente). Bei zu wenig Wasser härtet es während des Gießens aus. Dem Stewalin habe ich Leim und Spülmittel beigemischt, beides nur ein paar Tropfen. Aber es bekommt dadurch mehr Elastizität und lässt sich leichter aus der Form lösen.
Das war´s dann auch schon.
Für Interessierte ein paar Maße in mm für die einzelnen Elemente:
große Mauer: 78x36x6 (6 Reihen Ziegel)
kleine Mauer: 78x18x6 (3 Reihen Ziegel)
Eckstücke: 18x36x6 (6 Reihen Ziegel) und 18x18x6 (3 Reihen Ziegel)
Außenmaß der Form insg. 160x150x12, 220 ccm Silikon, 70 ccm Stewalin (ca. 145 g Masse)
Steher für Bögen: 32x3x3 (2 Stück)
Türen: 40x25x3 (links und rechts angeschlagen)
Falltür: 25x25x3
Ausgleichsziegel: 15x18x6 (Längenausgleich bei doppelten Eckmauern)
Die einzelnen Elemente werden mit Leim zusammengeklebt, allfällige Ungenauigkeiten mit der Feile beseitigt. Stewalin lässt sich wunderschön bearbeiten (schleifen, bohren etc.), bricht nicht leicht und man könnte der Gießmasse auch Pigmente zusetzen, um durchgefärbte Teile zu erhalten.
Die Bemalung erfolgte mit Abtönfarbe aus dem Baumarkt, hauptsächlich grau, weiß und sandfarben. Einzelne Ziegel können dann mit einem braunen oder grünen Wash hervorgehoben werden (Erde, Moos), aber das ist dann schon Luxus. Selbstverständlich sind die Teile dann auch für Verzierungen aus Balsaholz etc. empfänglich.