
"Der 1. Weltkrieg, an der Ostfront trifft ein Husar auf einen neumodischen Panzerwagen. Tradition trifft Innovation. Ein Baubericht von Walter Lampel"
Romfell Panzerwagen - Tradition trifft Innovation 1/35
Im 1. Weltkrieg erlebte die traditionsreiche österreich-ungarische Kavallerie einen dramatischen und verlustreichen Niedergang bis zur Ihrer Pferdewegnahme und Umwandlung zu Fußtruppen im Jahr 1917. Gleichzeitig zeigte sich das Zukunftspotential von motorisierten Gefährten und gepanzerten Fahrzeugen.
Das Aufeinandertreffen der 2 Welten möchte ich gerne mit diesem Bau umsetzen. Ein Husarenoffizier mit Pferd trifft in Buczacz (heute Ukraine) auf einen Offizier mit seinem Romfell Panzerauto. Tradition trifft Innovation .
Es gibt dieses bekannte Foto mit dem Husarenoffizier vor dem Romfell, allerdings ohne Pferd, aber es könnte auch mit Pferd stattgefunden haben ;-)

Quelle: Wikipedia https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Panzerauto_(BildID_15715645).jpg
Der Romfell Panzerwagen hat eine "bewegte" Geschichte ;-)
Der Romfell, benannt nach den beiden Offizieren Branko Romanic (Hptm) und Simon Fellner (Oblt) die das Fahrzeug im Kraftfahrersatzdepot/Hauptwerkstätte in Budapest konstruierten und bauten, ist ein Einzelstück.
Branko Romanic war später, ab Aug. 1916, Kommandant des Kraftfahrersatzdepot Klosterneuburg (weil man dort wohl einen "scharfen" Offizier zur Herstellung der Ordnung benötigte) und Simon Fellner wurde ein Wegbereiter der ungarischen Automobilkultur und arbeitete nach dem Krieg als Leitender Ingenieur in der Automobilindustrie bei der Fa. Tatra.
Das interessante Design der schrägen oder geschwungenen Seitenwände dient zur Ablenkung der eintreffenden Infanteriefeuers.
Es wurde ein Mercedes PKW Chassis verwendet, verstärkt, modifiziert und mit einem gepanzerten Aufbau (Stahlplatten mit Stärken von 2 - 5mm) versehen.
Das Panzerauto wurde rechtsgelenkt (damals fuhr man in der Donau-Monarchie auf der linken Seite!) mit Kettenantrieb, 4-Rad-Antrieb, Vollgummireifen und hatte 4 Mann Besatzung (Fahrer, Kdt, 2 Schützen). Bewaffnet war es im Drehturm mit einem Schwarzlose M.07/12 MG, das mit Zusatzgestänge auch in Fliegerabwehrstellung gebracht werden konnte.
Es gab zum Fahrzeug auch einen Anhänger in ähnlich futuristischem Design, der für Versorgung, Werkzeug, ein zweites MG und Ersatzteile verwendet werden konnte, aber im Einsatz bald gegen einen kleinen, flexibleren LKW ausgetauscht wurde.
Im Sommer 1915 taucht der Romfell aktentechnisch erstmals auf (Anfrage an Siemens & Halske für eine drahtlose Telegraphiestation in einem Panzerauto) und wurde nach Fertigstellung in Budapest im Aug. 1915 von der 5/M Abteilung des Kriegsministerium in Wien inspiziert und für gut befunden.
Zu der Zeit hatte der Romfell wohl aus "Marketinggründen" die markanten Tatzenkreuze an allen Seiten sowie den Schriftzug "Romfell" aufgemalt.

Quelle: http://www.ujpest.hu/galeria/intezmenyek/helytorteneti_ertesito/uhe-201404.pdf
11. Oktober 1915 wurde der Romfell zur 7. Armee/XIII. Korps in den Raum Kolomea an die Ostfront verbracht.
Auf Fotos aus dem Frontbereich sieht man, dass zuerst die Tatzenkreuze entfernt wurden und noch die Aufschrift "Romfell" verblieb. Nach einem Jahr verlustreicher Kampferfahrung hätte sich bestimmt kein vernünftiger Soldat mit diesen auffälligen Markierungen an die Front bewegt. Der Namenszug "Romfell" wurde später auch noch übermalt.
2 seltene Fotos dazu gibt es beim Gentleman's Military Interest Club zu sehen: https://gmic.co.uk/topic/69436-romfell-armoured-car/
Über die Farbgebung ist nichts bekannt, aus der Interpretation der vorhandenen sw-Fotos lassen sich einige Farbgebungen (grün, grau, schwarz, gemischt, ...) ableiten. Ich persönlich glaube dass das Fahrzeug grün war (etliche militär. LKW zu der Zeit waren grün lackiert und in den Werkstätten war diese Farbe bestimmt vorhanden) und die dunklen Seiten als Schatten zu interpretieren sind. Dazu mache ich später vielleicht Beleuchtungstests ;-)
In der Brussilov-Offensive 1916 ist der Romfell an Rückzugsgefechten bei Buczacz involviert und am 11. August 1916 wurde der Romfell in defektem Zustand, von der Ostfront zurückgezogen und in Stryj repariert.
Nach der Reparatur wurde der Romfell im Juni 1917 in den Bereich der 5. Armee an die Italienfront zum Küstenschutzdienst bei Triest dem 5. Armeekommando zugewiesen, dann nach Udine zum Feldautopark Nr. 1 verbracht.
In diesem Zeitraum wurde das abgenutzte Mercedes Chassis vermutlich gegen ein erbeutetes Fahrgestell eines italienischen Fiat LKW ausgetauscht und der gepanzerte Aufbau des ursprünglichen Romfell entsprechend angepasst. Man sieht jetzt Speichenräder am Romfell.
Es gibt Mutmaßungen dass es weitere Romfell auf M09 Goliath Chassis und weiteren Fiat Lastwagen Chassis gab, in der Literatur gibt es zur Zeit aber keine Fotos oder Akten dazu.
Im Mai 1918 wird der umgebaute Romfell mit weiteren Beute-Panzerautos in Udine zum Panzerautozug Nr. 1 formiert, welcher mehrfach umverlegt wird.
Im den Wirren der letzten Kriegstage im Oktober/November 1918 wird der Panzerautozug Nr. 1 aufgesplittet und der modifizierte Romfell (sowie ein Austin) werden nach Kärnten zum Schutz der Bahn-Infrastruktur verlegt. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie ist der Romfell im Straßenpanzerautozug der Kärntner Volkswehr an Kämpfen gegen die auf kärntnerisches Gebiet vordringende Kräfte des SHS-Staats beteiligt, siehe Foto unten in Waisenhauskaserne Klagenfurt.

Quelle: Kärntner Abwehrkämpferbund St. Andrä/Lavanttal https://www.kab-standrae.com/
Quellen zum Romfell Panzerwagen:
Österreich-Ungarns Kraftfahrformationen im Weltkrieg 1914-1918 von Wilfried Schimen (toll recherchiertes Buch, absolute Kaufempfehlung!)
Österr. Militärgeschichte Sonderband 2003 Panzerzüge und Panzerautos des K.U.K Heeres
Anleitung zum Romfell von CSM (recherchiert von Chloe Plattner)
http://www.ujpest.hu/galeria/intezmenyek/helytorteneti_ertesito/uhe-201404.pdf
https://www.kab-standrae.com/97.html
Der Bausatz
Der Bausatz von Copper States Models ist in weiten Teilen schön gemacht und CSM hat dazu ein sehr gut gemachtes Anleitungsheft, im Stile einer alten Dienstvorschrift, mit 3D Grafiken a la Wingnut Wings, erstellt.
Es gibt einen gut recherchierten, historischen Einführungsteil mit Planbildern und Fotos. Da könnte sich Trumpeter eine ganz dicke Scheibe abschneiden!
Genug der staubigen Worte, ab auf die Bastelmatte ...
Gestartet wird mit dem Chassis und der Bodenplatte, alles schön detailliert. Den Motor gibts in 2 Versionen, einmal detailliert und einmal als simplifizierter Dummy. Ich bin Dummy und für simpel, weil ich die Motorklappen nicht öffnen werde.

Eine Überraschung, es gibt Auswerfermarkierungen im Drehturm (nur schlimm wenn man die Luke offen machen möchte, und beim Seitenschutz der Schießscharte, die mit Mr. Surfacer verspachtelt und verschliffen werden.

Noch eine Überraschung, die Spalte gehört definitiv nicht da hin. Wenn man die Teile beim Verkleben mit Kraft nach innen biegt bleibt nur ein kleiner Spalt zurück, den man verfüllen muss.

Leider gibts auch Auswerfermarkierungen an den Innenseiten der Luken und an den beiden Türen. Blöd für alle die diese geöffnet darstellen möchten so wie ich, da ist verspachteln und verschleifen angesagt.


Die Innenseiten der Türen sind glatt und haben keine Details, irgendwie müssen da doch Riegel oder Schuber sein, damit man die Teile anfassen und öffnen/verriegeln kann. Ich habe hier nach meiner Phantasie was ergänzt.

Für die Verriegelung der Motorhaube müssen winzige Teile aufgeklebt werden, das geht leichter, wenn man die Teile erst einklebt und danach vom Gussast abschneidet.

Details von Fahrwerk, Federung und Lenkung werden aufgeklebt.


Zu dem Zeitpunkt wäre es besser schon die Bodenplatte einzukleben, was ich nicht gemacht hatte. Dadurch stand bei mir der Unterbodenschutz letztlich zu hoch und musste grob zurückgeschnitten werden damit die Bodenplatte bündig aufs Chassis passt. Aber man sieht später eh nix davon.

Ich habe den Aufbau innen mit MRP-133 Insignia White hell lackiert, da man auf einem Foto die helle Innenfarbe sieht (nicht jedoch bei der Turmluke, die war innen dunkel).

Danach wurde die Inneneinrichtung mit diversen Farben (Braun, Metall) bemalt und der Boden etwas mit Fertigprodukten verschmutzt. Da das Fahrzeug aber brandneu war wurde auf Chipping und Kratzer verzichtet. Die Öffnungen werden von Innen mit Masking Tape abgeklebt um den Innenraum zu schützen ... und nein, die Türen passen nicht so gut dass man damit verschließen könnte ;-)


Beim Aufkleben des Daches muss man vorsichtig sein. Man muss schräge Kanten aufeinander kleben und erhält eine scharfe Kante. Da das Plastik sehr leicht vom Kleber angelöst wird kann man hier schnell flüssiges Plastik herausquetschen was dann zu Problemen führt. Man will ja die feinen Nieten nicht verlieren.

Trotz aller Vorsicht blieben einige feine Spalten zurück, die ich mit Vallejo Plastic Putty verspachtelt und mit einem feuchten Pinsel abgezogen habe.


Beim Kettenantrieb der Hinterräder bin ich nicht der Bauanleitung gefolgt.

Ich habe die Kette abgeschnitten und das Zahnrad in den Schutzkasten eingebaut. Wenn man das nach der Lackierung machen muss kommt man nur in Probleme falls etwas nicht passt.

Der Kasten ist geschlossen und das Hinterrad kann später mit der restlichen Kette eingefädelt werden.

Im Turm musste ich eine Unterstützung für die MG Lafette einbauen, da sie links und rechts zu viel Spiel hat und nicht verklebt werden kann.

Soweit ist der Rohbau erst mal abgeschlossen. Ein guter Bausatz wobei ich jedoch über die vielen Auswerfermarkierungen verwundert bin. Bei manchen Klebeverbindungen erkennt man klar das 3D CAD Design, am Monitor sieht das wunderbar aus, aber im realen Leben gibt es Abweichungen durch den Spritzguss und es ist schwierig diese Genauigkeit zu erreichen ... da will ich mehr Toleranzen sehen liebe CAD Designer.
Nun kommt beim Romfell Farbe ins Spiel.
Grundiert habe ich mit MRP Fine Surface Primer Gray MRP-084. Gibt einen schönen glatten Untergrund für die Farbe und haftet sehr gut. Der Primer trocknet schnell, trotzdem warte ich zur Sicherheit immer 12 Stunden.

Für die Räder habe ich erst die helle Gummifarbe Tamiya XF-20 Medium Grey aufgesprüht und dann mit selbstgeschnittenen Masken abgedeckt (Silhouette Cutter) und dann die Räder ...

... und auch alle anderen Teile mit der grünen Basisfarbe XF-73 gesprüht. Bei der Farbgebung gehen die Meinungen auseinander. Es gibt zur Zeit keine schriftlichen Anmerkungen über die verwendete Farbe(n). Man kann nur versuchen die wenigen Fotos zu interpretieren, was bei den alten Fotos auch nicht gerade einfach ist. Ich bin ja der Meinung dass das ganze Fahrzeug wahrscheinlich in einer Farbe (evtl. grün) lackiert war und die unterschiedlichen Farbabstufungen durch die schräge Formgebung und Schatteneffekte zustande kommt. Mehr dazu am Ende des Beitrags.

Die weißen Felder wurden mit MRP Insignia White MRP-135 gesprüht, einem abgemilderten weißen Farbton.
Aufpassen muss man beim Grill. Laut Fotos waren die runden Metallbögen innen auch weiß.

In der Anleitung gibt es Vorlagen um Masken für die Tatzenkreuze zu schneiden. Ich habe diese eingescannt und mit dem Silhouette Cutter selbst geschnitten. Die Kreuze wurden mit MRP Nato Black MRP-77 aufgesprüht.


Ich gebe es zu ... es hat mich gejuckt statt der Kreuze das Batman-Logo aufzusprühen, das hätte prima zum Fahrzeugdesign gepasst.

Der Panzerwagen wurde dann mit einer Schicht glänzendem Klarlack Mr. Color GX100 (verdünnt mit Mr. Color Levelling Thinner) überzogen. Danach wurde als einziges Decal der Romfell-Schriftzug aufgebracht und wieder mit Klarlack versiegelt. Komisches Gefühl nach einer Minute fertig zu sein, mein letzter Bau war ein Airliner mit jeder Menge Decals.


Jetzt gings weiter mit Weathering ... erst mit dunklem Wash bei den vielen Nieten, dafür kam Panel Line Wash Deep Brown von mig zum Einsatz. Nach einer Stunde Trockenzeit habe ich die Überschüsse mit White Spirit entfernt.

Danach wurden horizontale Bereiche, Kanten und wegstehende Teile mit der prähistorischen Technik des Trockenbüstens aufgehellt. Dafür kam die ebenso antike Humbrol Farbe 152 (etwas aufgehellt) zum Einsatz.


Danach wurde der untere Bereich des Fahrzeugs mit einem staubigen Wash versehen (AK Dust Effects), welches mit White Spirit wieder aufgelockert wurde.

Danach wurden mit Schwämmchen und verschiedenen Acrylfarben (grün, braun, grau) verschiedene, leichte Spuren auf Wanne und Räder aufgebracht.

Schließlich wurde der speckige Glanz mit Mr. Color GX114 mattiert.

Zum Schluss gab es noch eine ganz dünne Schicht Staub mit Tamixa XF-57 Buff im unteren Bereich des Fahrzeugs und auf die Räder.

Auf einigen Fotos vom Romfell sieht man über die Motorhaube eine Kette gespannt. Dafür habe ich eine winzige 0,2mm Kette von Saemann Ätztechnik geschwärzt. Dafür habe ich Ultimate Burnishing Liquid genommen. Die Kette war 3 Stunden im Bad, damit wurde auch wirklich alles schwarz und matt.
Zu Beginn ...

.. nach 3 Stunden im Wasserbad gereinigt.

Das Glas der Azetylenscheinwerfer wurde mit Revell Contacta Clear eingeklebt. Der unförmige Pinsel ist nicht für Modellbau geeignet und ich habe das Clear mit einem Zahnstocher aufgetupft. Das Glas habe ich mit Tape beklebt und mit Pinzette schön in Position gebracht.

An den Frontscheinwerfern wurden (lt. Fotos) noch 2 Kabel aus Plusmodel Bleidraht 0,3mm ergänzt.

Jetzt waren alle Teile endlich soweit Fertig und der Romfell konnte zusammengeklebt werden.

Damit ist das erst Etappenziel für das kleine Dio erreicht und der Romfell Panzerwagen steht endlich auf seinen eigenen Rädern. Letzte Verschmutzungen erfolgen erst beim Einsetzen in die Diorama Base.




Zuguterletzt noch ein Vergleich, wie die Form des Wagens das Erscheinungsbild der Farbe verändert. Man könnte meinen in der Mitte wäre es ein viel dünklerer Farbton, vielleicht sogar schwarz. Das sollte man bei der Interpretation von alten Fotos nicht vergessen.

In in der Wiener Hofburg.
Seine kaiserliche und königliche Apostolische Majestät
Franz Joseph I.
Von Gottes Gnaden Kaiser von Österreich, König von Ungarn und Böhmen, von Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien etc. etc. .. kurz FJI.

(Quelle: Wikipedia, Public Domain in US https://en.wikipedia.org/wiki/File:Emperor_Francis_Joseph.jpg)
FJI: Meine guter Lampel, warum schaut er denn so grämig?
Lampel: Eure Majestät, wir haben eine Kalamität mit dem Romfell Schaubild. Das Größenverhältnis vom Husar zum ungarischen Halbblüter Furioso beleidigt das Auge des Betrachters.
FJI: Zeig er mir einmal was er meint.

FJI: Ja sapperlott, seit wann ist ein Soldat größer als sein Kavalleriepferd. Uns dünkt das ist ein Pony aus dem Prater. Stell er das schleunigst ab, Lampel.
Lampel: Eure Majestät haben in Ihrer unendlichen Weisheit die Kalamität ganz exakt erkannt. Entweder ist das Pferd zu klein oder die Figuren zu groß.
FJI: Lampel, schau er sich das genauer an und lass er sich was einfallen.
Lampel: Sehr wohl Eure Majestät, ich bitte untertänigst alles korrigieren zu dürfen.
FJI: Brav Lampel, er darf sich entfernen ...
Tja liebe Mitkleber, eigentlich wollte ich schnell mit Figuren und Pferd fertig sein, aber wie man sieht passen die beiden Copper State Model Figuren nicht zum MasterBox Pferd. Das Pferd stammt aus dem MasterBox Set "Urgent dispatch No MB35212".
Ich habe mal das Lineal angelegt und die Maße genommen:

Mein ungarischer Halbblüter Furioso (Ung: Mezőhegyesi félvér) der als Kavalleriepferd für die Monarchie in ungarischen Gestüten gezüchtet wurde, hat ein durchschnittliches Stockmaß von 165 cm. Stockmaß ist die Höhe vom Huf zum höchsten Punkt des Widerrists (Schulter). Unser Pferd hat Stockmaß von 4,15 cm -> also 145 cm in Echt. Mit der Höhe wäre es wohl noch ein Fohlen ;-)
Der Husar von CSM (Austro-Hungarian Army Hussar No. F35-018) mißt 5 cm, also ca 175 cm in Real, was ganz OK scheint.
Der Romfell Kommandant von CSM (Austro-Hungarian Armoured Car Officer F35-015) misst 5,2 cm, was in Echt 182 cm sind, also schon ein größerer Kerl.
Ich habe mir dann online viele verschiedenen Pferde und Soldatenvarianten bestellt. Nachdem alle bestellten 1/35er Pferdebausätze eingetroffen waren ...

... konnte es zu einer Pferdeschau kommen. Überraschend wie unterschiedlich groß die Pferde sind.

Letztlich hat bei mir, in Verbindung mit der Husarenfigur (Copperstate Models), das Pferdchen von Tamiya das Rennen gemacht.

Jetzt geht es an die Korrekturen für das Pferd.
Die falsche Satteldecke (= Kotze) samt falschem Gurt wurde mit dem Proxxon und Schleifsticks entfernt. Da muss man vorsichtig vorgehen damit man nicht "durchschleift".


Viel Material war danach nicht mehr vorhanden.

Die Passgenauigkeit des Tamiya Pferdes ist nicht gerade berauschend und der Gaul benötigt jede Menge Zuwendung.

Mit Hilfe von Tamiya Putty und Magic Sculpt wurden alle sichtbaren Spalten beseítigt.


Während der Putty ausgehärtet ist habe ich den Sattel modifiziert und graviert um dem verwendeten Original etwas näher zu kommen.


Hilfreich war dabei ein Besuch im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien, wo ich so einen Sattel im Original fotografieren konnte. Dank der schlechten Museumsbeleuchtung und der Glasvitrinen werden die Fotos dort regelmäßig richtig schlecht.

k.u.k. Kavalleriesattel im HGM Wien, Foto von: Walter Lampel
Die Pferdedecke wurde aus Green Stuff ausgewalzt und auf das Pferd gelegt. Um die Masse gleichmäßig auszuwalzen verwende ich als Tool gerne so einen kleinen Teigroller aus der Küche. Wasser hilft damit das Tool nicht am Green Stuff kleben bleibt.

Nach 1 Stunde ist diese Masse immer noch weich, aber schön manipulierbar. Dann wurde die Decke ausgeschnitten, aufgelegt und der Sattel wurde in die Masse gedrückt. Damit hatte ich dann eine schöne, einfache Klebehilfe für die finale Satteleinklebung.

Danach ging es an die Verbesserung des Zaumzeugs und der Steigbügel. Im Bausatz GERMAN COSSACK CAVALRY von Dragon fand ich einen kleinen Ätzeilsatz für Steigbügel die 100% für die k.u.k. Steigbügel aus der Zeit passten.

Für diverse Ringe und Gurtschnallen verwendete ich den Ätzeilsatz 8th Pennsylvania Cavalry 35249 von ABER.

Da ich an diese Teile noch Gurte ankleben und manipulieren muss habe ich kein Vertrauen in Klebungen mit CA-Kleber. Ich gehe lieber auf Nummer sicher und verlöte die Teile, was bei deren Winzigkeit aber eine gewisse Herausforderung bedeutet ;-) Da sind diverse Hilfsmittel gefragt.



Beim Pferd wird dort wo die Trense ist vorsichtig durchgebohrt und meine gelötete Trense kann hier später wunderbar eingeklebt werden.


Für jene Gurte die direkt am Körper des Pferdes anliegen habe ich selbstklebendes Alu-Tape verwendet und in Streifen geschnitten. Das hält prima und lässt sich problemlos entfernen, wenn mal was schief geht, bei CA-Kleber ist das immer etwas problematisch.


Die passenden Gurtschnallen kommen aus dem bereits erwähnte ABER Ätzteilsatz 35249.

Da es in all meinen gekauften Pferdesets keine passenden k.u.k. Packtaschen und Hufeisentasche gab habe ich kurzerhand etwas passendes in CAD mit Fusion 360 gebastelt und am eigenen 3D Drucker ausgedruckt.

Am Sattel ist bei meinem Pferd eine Mantelrolle aufgeschnallt. Die im Feld oft zu sehenden aufgeschnallten Hafersack und Essgeschirr habe ich weggelassen, da in meinem Szenario der Romfell eine gewisse Attraktion ist und der Husar in eine Dienstfreien Zeit diese Innovation mit eigenen Augen sehen möchte.
Diese Mantelrolle wurde mit Magic Sculpt modelliert und ich ließ sie am Sattel mehrere Stunden aushärten.

Hier habe ich für die Gurte ein anderes Material verwendet. Feiner Bleidraht von plus model, dieser ist zwar rund, wurde aber mit dem Teigroller in eine passende Form gewalzt. Der flachgewalzte Bleidraht wurde mit CA-Kleber verklebt. Mit der Methode habe ich auch die passenden Zügel erstellt.


Bemalung Pferd
Das Pferd wurde mit AK Primer & Microfiller mit der Airbrush grundiert. Einige Stellen mussten nachgeschliffen und wieder grundiert werden.

Als Basisfarbe wurde Vallejo Model Color Burnt Umber so gesprüht, dass in den Schattenbereichen noch etwas schwarz durchscheint. Danach wurde Burnt Umber mit Model Color RLM79 aufgehellt und eine Aufhellung gesprüht. Über das Ganze kam dann noch ein Hauch Model Color Red Leather.


Dunkle Schattenbereiche und die Beine des Pferdes habe ich mit Andrea Black Acrylic Ink per Airbrush verstärkt.

Weitere Bemalung erfolgt mit diversen Acrylfarben von Andrea und Model Color.
Die Satteldecke wurde schwarz (für Offiziere schwarz, für Mannschaften grau) bemalt. Das Zaumzeug für Offiziere ebenso schwarz. Sattel, Packtaschen und Hufeisentasche in diversen Leder-Brauntönen.

Dann wurden die Lederteile mit Mig Satin Varnish und Pinsel bemalt um einen Lederglanz zu erhalten. Diverse Schnallen wurden mit Model Color Yellow Ocre 70.913 bemalt, da ich keine andere passende Messingfarbe zur Verfügung hatte. Die Augen erhielten Glanzfarbe mit Gloss Varnish.

Dann wurden die Zügel aus Bleidraht gewalzt, mit Ätzis versehen, schwarz bemalt, an den passenden Stellen verklebt und in Form gebracht. Dabei zeigt sich der Vorteil des Bleidrahts, man kann ihn schön in Form biegen.


Diorama Base
Die Base für mein Dio bildet ein billiger Ribba Bilderrahmen (vom schwedischen Möbelhaus). Der Rahmen wurde noch mit Polystyrolstreifen einige Zentimeter erhöht. Ich mag es bei meinen Dios nicht, wenn der breite Rahmen des Bilderrahmens auf gleicher Höhe wie der Boden des Dios ist. Das zerstört für mich optisch den Diorama Eindruck.

Ausgefüllt wurde der Rahmen mit einem Stück Hartschaum. Ein Ausschnitt aus einem Haus wurde aus blauem, feinporigem Isolierschaum erstellt.

Fensterrahmen habe ich aus 0,5mm x 2mm Evergreen Strips mit Hilfe eines Cutters von RPToolz geschnitten. Damit kann man wunderbar passende Winkel schneiden.

Die Sprossenfenster samt Glas sind Lasercut Teile von Green Line Art. GL-105.


Die Fensteröffnung wird mit Cutter aus dem Isolierschaum geschnitten und eine Ziegelstruktur über der Fensteröffnung wird eingeritzt. Danach wird der Schaum mit Wasser verdünnten AK Putty versiegelt und gehärtet.

Eine weitere Texturierung der Hauswand erfolgt mit AK Foam Texturizer & Sealer.

Das Dachstück wird aus einer Polystyrolplatte geschnitten und die einzelnen Blechbahnen werden eingeritzt.
Die passende Regenrinne kommt aus dem Accessories for Building Set 35585 von Miniart.

Auf dem Blechdach werden noch Evergreen Strips verklebt. Solche Blechumfalzungen sind auf alten Blechdächern oft sichtbar. Zur besseren Montage der Regenrinne wurde ein L-Profil aufgeklebt.

Die unschönen Pinselspuren auf der Außenwand gefielen mir nicht. Sie wurden durch "gestippelten" Foam Texturizer übertupft.

Den Boden bildet eine Schicht molto Holz Reparaturspachtel. Der ist von Haus aus etwas feinkörnig, bildet selten Risse und härtet steinhart aus.

Solange der Reparaturspachtel noch feucht ist werden die Figuren und das Fahrzeug in die Masse gedrückt damit sie später satt am Boden stehen.

Danach erhält die Base erst mal Outdoor eine Grundierung mit Citadel Chaos Black Spray.

Inzwischen wurde die Außenwand nochmal übermalt, die roten Ziegel gemalt und mit weißer Farbe die Fugen gemalt.

Das Dach wurde mit Tamiya Fine Grey Primer Spray grundiert.
Darauf wurden mit einem Stück Schwamm verschiedene graue Acrylfarben getupft.

Danach erhielten alle Fugen vom Dach ein Panel Line Washing mit dunklem Enamel Wash.

Etwas Rost fehlt noch, das habe ich mit Vallejo Model Wash Dark Rust gemalt. Damit bin ich nicht gut zurechtgekommen. Besser wäre eine Enamel Wash gewesen, da man das Vallejo Arcryl Wash nicht so gut manipulieren und nacharbeiten kann, weil es relativ rasch trocknet.

Habe später noch mit einem Enamel Wash von AK "nachgearbeitet".

Der untere Bereich des Hauses wurde mit verdünntem Tamiya XF-57 Buff eingestaubt.

Der Boden wurde unregelmäßig mit diversen Tamiya Brauntönen gesprüht.


Grasbüschel habe ich selbst gemacht.
Erst NOCH Grasleim an den entsprechenden Stellen in der passenden Größe aufgetupft. Dann FALLER Premium Streufasern Herbstweise 6mm aufgestreut und anschließend mit dem WWS Grass Applicator in schön stehende Grasbüschel verwandelt.


Farblich wurden die Grasbüschel noch angepasst und mit diversen Grüntönen von Tamiya/Real Color übersprüht. Da die Grasbüschel zum Schluss leider noch diese typisch glänzende Reflektion von Eisenbahner-Gras hatten habe ich den ganzen Boden mit Ammo Mig Matt Varnish mattiert.

Der Efeu für den Bewuchs beim Haus kommt von Mininatur (936-32S Efeu Sommer). Dieser Efeu muss in passende und unregelmäßige Stücke zerrissen oder zerschnitten werden. Die einzelnen Blätter sind leider nur sehr lose auf dem Träger und viele fallen einfach ab.

Die Verklebung mit Weißleim war etwas problematisch, weil die Efeu-Fetzen nicht an der Wand halten wollten und mit einigem Gewicht "niedergedrückt" werden mussten. Nächstes Mal werde ich dafür wohl CA-Kleber verwenden oder den Efeu in die Wand "tackern" ;-)

Auf diese erste, platte Efeuschicht am Haus wurde nochmal eine Schicht Efeu aufgeklebt um mehr 3D Struktur zu erhalten.

Schließlich wurde ers Efeu mit verschiedenen matten Grüntönen von Tamiya und Real Color mit dem Pinsel übermalt und die einheitliche Farbgebung aufgebrochen.

Zuletzt gab es noch einige dezente Washings mit braunen Farben am Boden. Die Dachrinne wurde angeklebt und die Base war somit fertig.

Figuren und Bemalung
Neben dem Pferd und dem Romfell werden noch zwei Figuren auf dem Dio Platz finden.
Ein Offizier der zum Romfell gehört und ein Husar der sein Pferd an der Leine hält. Beide in ein Gespräch vertieft.
Dafür verwende ich diese beiden Figuren:
- CMK F35285 Austro-Hungarian WWI Officer (links im Bild)
- Copperstate Models F35-018 Austro Hungarian Army Hussar (rechts im Bild)

Auf einem der Originalfotos, die den Romfell vor der Hausmauer zeigen, ist auf der Rückseite handschriftlich das Datum und der Ort vermerkt: 18. Oktober 1915 Buczacz (heute Ukraine).
Das gibt mir einen gewissen Rahmen wie ich die Figuren bemalen möchte.
CMK Offizier
Die CMK Figur ist ziemlich grob im Faltenwurf modelliert, hat einige Gussfehler und zwei Finger waren abgebrochen. Aber nichts was etwas CA-Kleber nicht wieder heilt.
Diese Offiziersfigur trägt nicht mehr die hechtgraue (blaue) Uniform M.1908 sondern schon die feldgraue Feldbluse M.1916. Das heißt ich muss rückbauen auf eine Feldbluse M.1915 (eingeführt Aug. 1915) damit diese in den Zeitraum passt.
Der Feldstecher wird entfernt, der passt nicht zu einem informellen Gespräch am Parkplatz ;-)

Die Schulterklappen werden entfernt, war bei Offizieren im Allgemeinen bei Feldbluse M.1915 nicht vorhanden.

Den Kragen habe ich zu einer Stehkragenvariante mit den breiten Kragenparoli (= Farbfeld auf dem die Sterne sind) umgebaut.

Bemalung CMK Offizier
Folgende Farben fanden für die Bemalung Verwendung:
Grundierung: MRP-83 Fine Surface Primer White
Feldjacke: Andrea XNAC 21 Medium Grey mit etwas XNAC 10 Napoleonic Grün
Wickelgamaschen: Andrea XNAC 21 und XNAC 04 (Verhältnis 1:1)
Hose: Andrea XNAC 21 und XNAC 04 (Verhältnis 1:1)
Gürtel: Model Color 70.785 Beige Braun
Schnürschuhe: Model Color 70.941 Burnt Umber
Kragenparoli: Andrea XNAC 09 Army Green
Goldknöpfe, Dienstgradstern, Gürtelschnalle: Model Color 70.876 Brown Sand
Aufhellungen erfolgten durch Zugabe von Andrea XNAC 40 Gelb
Abdunkelungen erfolgten durch Zugabe von Andrea XNAC 02 Flat Black



Husar Offizier
Die Figur von Copperstate Models beruht auf diesem bekannten Originalfoto.

Quelle: Wikipedia Panzerauto Romfell
Meine Interpretation des Fotos ist folgende. Es handelt sich um einen Husarenoffizier aus einem der 10 ungarischen Honved Regimentern, weil die Verschnürung auf der Pelzattila (= Pelzjacke) nicht in gelb/gold sondern eher dunkel wirkt. Honved Husaren hatten Kirschrote Verschnürung auf der dunkelblauen Attila. Der Pelzbesatz scheint individuelle Anfertigung zu sein.
Die Breeches Reithose ist Krapprot. Unter der Pelzattila sieht man auf der Reithose ein wenig den ungarischen Knoten (Vitéz Kötés) am Oberschenkel hervorblitzen. Der Knoten scheint die gleiche rote Farbe zu sein.
Die Kappe sieht nach einer Feldkappe M.1915 in Feldgrau aus.
Er trägt Reitstiefel für Husaren (mit einem kleinen Knoten vorn am Schaft) in schwarz.
Ich kann aber auch komplett falsch liegen.
Bei Offizieren ist viel Individualität möglich, da (qualitativ hochwertigere) Uniformteile auf eigene Kosten angeschafft werden konnten und bei Schneidern individuell angepasst wurden.
Umbau Husar
Bei meinem Husar benötige ich eine rechte Hand die den Zügel halten kann. Dafür kam das Hände Set Hands 01 von Hornet in Frage.

Dann habe ich den rechten Arm am Ellbogen abgesägt, mit Draht neu verstiftet und mit Magic Sculp aufmodelliert.

Beim Handling sind mir leider die filigranen Sporen abgebrochen. Diese habe ich kurzerhand durch Messingdraht ersetzt.

Bemalung Husar Offizier
Reithose Rot: Andrea Color Set Red No.3
Pelzattila Blau: Andrea XNAC 26 Basic Blue
Pelzattila Kirschrote Schnüre: Andrea Color Set Red No. 3 und No. 5 (1:1)
Pelzverbrämung Attila: Andrea Color Black Set No.6
Aufhellungen mit Model Color 70.837 Pale Sand
Abdunkelungen erfolgten durch zugabe von Andrea XNAC 02 Flat Black


Bemalung Gesicht
Für die Gesichtsbemalung habe ich vor einigen Jahren eine Schritt-für-Schritt Anleitung geschreiben. Das haber ich hier auch wieder so gemacht, hier der Link: Gesichtsbemalung


Fertigstellung Diorama
Zuguterletzt wurde der Romfell, Pferd und Figuren verstiftet und mit Ultra Glue von Ammo-Mig auf der Base festgeklebt.

Danach wurde der Boden und alle Protagonisten mit diversen Mig Pigmenten eingestaubt. Ohne Fixierung, da niemand mehr die Teile anfassen wird.

Damit ist der Baubericht zu meinem Diorama abgeschlossen und ich freue mich dass Ihr mich auf dieser anstrengenden Modellbaureise begleitet habt.
Weitere Fotos vom fertigen Diorama gibt es im Anschluss.
Beste Modellbaugrüße
Walter Lampel
Fotos:






