MerkavaEin Israelischer Kampfpanzer in 1:72 landet diesmal auf meinem Basteltisch.

 

 

 

DIE AUSWAHL
Ok, das letzte Modell war fertig gestellt. Für mein neues Projekt war ich mit meinen Recherchearbeiten noch nicht fertig, aber trotzdem möchte man zwischendurch etwas kurzweiliges bauen. Gut, kurz mal überlegt … was wäre denn ein nettes Modell das aus der Box heraus einen ordentlichen Eindruck macht und auch für einen Nicht-Panzer-Spezialisten machbar wäre? Auf jeden Fall darf es kein deutscher 2.WK-Panzer sein - die interessieren mich historisch überhaupt nicht und sind ohnehin schon viel zu oft vertreten. Entweder etwas aus dem 1. WK oder was Neuzeitliches. Da stolperte ich im Modellbaugeschäft über den Revell - Merkava Mk.3 in 1/72.
OK, ein bisschen klein das Ganze – aber dafür hat man auch kein Problem den Bausatz an seiner Frau vorbei ins Bastelzimmer zu schmuggeln *gg*. Ausserdem ist es so auch ziemlich schonend für die Geldbörse. Für einen kurzen spaßigen Ausflug ins 72er-Panzerland ist der Revell-Merkava um knapp 8 Euro sicher keine schlechte Wahl.

Durch einen Auslandseinsatz im Rahmen der UNO in Israel/Syrien hatte ich zu diesen "Streit- bzw. Kriegswagen" (so die Übersetzung aus dem Hebräischen) auch einen realen Bezug. Ich habe das damals ziemlich neuen und mächtigen Main Battle Tank live im Betrieb gesehen und war als junger Unteroffizier (1990) sehr beeindruckt. Mich faszinierten vor allem das "flache" Turmdesign, die Optimierungen zum Schutz der Besatzung und die laufenden Verbesserungen die die israelischen Techniker an Ihren Kampfpanzern vornehmen. Fotos vom damals aktuellen Merkava 3 (neben dem heute aktuellen Merkava 4 ist der Merkava 3 auch heute noch in den kampfwertgesteigerten Varianten Baz und Dor-Dalet im Einsatz – hat allerdings durch seine zusätzliche reaktive Panzerung eine stark geänderte Turmform!). zu machen war mir nicht möglich und mit Modellbau hatte ich damals auch nicht viel am Hut - sonst hätte ich mir bestimmt was einfallen lassen.
Aber heutzutage gibts ja für Bildvorlagen und Recherchen das Internet (was allerdings bei dem Merkava Mk.3 in der frühen Version nicht sehr ergiebig war) - denn ich wollte doch ein einigermaßen reales Vorbild zum Bau heranziehen.
Jeder der seinen Modellbau mit Bildern von realen Vorbildern unterstützt weiss was jetzt passiert .... GENAU! Man ist plötzlich mit der Detaillierung des Bausatzes doch nicht mehr so ganz zufrieden, findet Details am Vorbild die am Spritzling fehlen und so weiter, und so weiter. Kurzum - das Projekt wird wohl doch nicht nur aus der Box heraus entstehen. Ausserdem sind mir einige typische Panzerbau-Techniken nicht so geläufig aber es wird schon gehen!

Mit technischen/historischen Details des Vorbilds will ich Euch verschonen und möchte direkt in den Baubericht einsteigen. Wen es interessiert - hier gibt es im Internet weitere Informationen dazu: www.israeli-weapons.com

PROJEKTSTART
Beim ersten auspacken der Spritzlinge hab ich schon ganz schön gestaunt wie detailliert Revell hier in 1:72 gearbeitet hat – wirklich TOLL. Also ein Bausatz der neuesten Generation – Prima!! ABER, soviel sei schon mal vorweggenommen – der Bausatz bietet durchaus noch Spielraum für Verbesserungen.

Ich startete mit dem Zusammenbau der unteren Hälfte der Wanne – was ohne Probleme funktionierte *gg*. Dann gings gleich weiter mit dem Zusammenbau der Lauf- und Antriebsrollen und dazu noch die Kleinteilchen wie Ersatzgliederketten und Haken an der Wanne … was auch glatt von der Hand ging. Aber Achtung – erst nur den unteren Teil der Bodenwanne machen und nach der Komplettierung von Laufrollen/Kette den oberen Teil der Wanne aufkleben – sonst wird’s zu eng!

Und weil es bisher so gut ging – dauerte es nicht lange bis ein Problem auftauchte:

DER HORROR HAT EINEN NAMEN - EINZELGLIEDERKETTE (oder so ähnlich)!!!!

Die Dinger kannte ich nur vom Hörensagen (in 1/35 hab ich nur Bekanntschaft mit Vinyl oder Metallketten gemacht). Hmm, da ich mir nicht wirklich klar war wie ich diese Dinge machen sollte (Ja, ja – in der Anleitung gibt’s Zeichnungen – aber wie bekommt man die Einzelglieder z.B. am Antriebsrad so gerundet? Wann lackiere/verklebe ich die Kette/Laufräder? Fragen über Fragen. Also besuchte ich meine schlauen Quellen im Internet (Modellboard.de und Armorama.com) und fand auch wirklich einige interessante Hilfestellungen.
Nach einiger Überlegung habe ich mich entschieden die Kette in Segmenten vorzufertigen, danach Laufrollen und Kette extra zu lackieren und dann fertig lackiert zu verkleben.

Es gibt verschiedene fertige Segmente auf dem Spritzling – die Rundungen werden jedoch mit denn Einzelgliedern erstellt. Zuerst wurden die sauber verputzt, anschließend auf einer Hilfseinrichtung ähnlich einem Lineal gerade ausgerichtet und mit Faller-Expert-Plastikkleber verklebt. Danach lässt man den Kleber ein wenig anziehen – gerade soviel dass die Kette nicht auseinander fällt, aber keinesfalls so lange dass der Kleber durchgehärtet ist – und mit sanfter Gewalt legt man das verklebte Kettensegment um die Rollen. Besonders bei den Zahnrädern heisst es vorsichtig arbeiten und genau ausrichten! Wenn die Kette ab und zu zerbröselt ist das kein Grund zur Sorge – einfach kurz meditieren und nochmal von vorne beginnen. Wenn die Klebestellen dann schon unansehnlich sind, fragt man sich zum ersten Mal warum man eigentlich SOWAS als „entspannendes Hobby“ betreibt. Zum trocknen lässt man schließlich die Kette auf den Rädern um die Rundung der Kette zu erhalten. Wenn der Kleber hart ist (und hoffentlich sparsam verwendet hat um nicht Kette mir Rad zu verschweißen), kann man die Kettenrundungen herunternehmen und mit der Lackierung/Alterung der Kette bzw. der Laufrollen beginnen.

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LACKIERUNG KETTEN
Ich wollte keinesfalls eine unrealistische, rostige Kette darstellen, sondern dem staubigen Terrain des Nahen Ostens Rechnung tragen.
Grundiert wurde mit Tamiya XF10 Gunmetal. Danach erfolgte ein Washing der Ketten mit stark verdünnter Ölfarbe Raw Umber und Zippo-Feuerzeugbenzin. Die Laufspur der Laufrollen wurde mit dunklem Grau und Pinsel aufgemalt. Die abgeriebenen Zähne der Kette wurden dann mit Humbrol Metal Cote Enamelfarbe trockengemalt (war etwas problematisch, weil die Farbe so etwas wie „feine Metallsplitter“ absprenkelte die auf der Kette landete wo das nicht hinsollte – und von dort natürlich nicht mehr abzubekommen war!). Anschließend wurde die Kette mit einer verdünnten Mischung aus XF59 Desert Yellow/XF57 Buff per Airbrush eingestaubt. Zum Schluss wurden die höhergelegenen Kanten der Kette mit einem weichen Graphitstift bearbeitet um den Abschliff der Ketten darzustellen. Danach wurde das Ganze mit farblosem Acryllack versiegelt. Ein gewisse Gefahrenquelle stellt es natürlich schon dar, wenn man die Kette in Teilsegmenten extra bemalt – bei mir hat sich gezeigt dass die zuvor verklebten und gerundeten Teilsegmente bei der Bemalung eine gewisse Tendenz zum Zerbrechen hatten „grummel“.

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LACKIERUNG LAUFROLLEN
Der angenehme Teil bei der getrennten Bemalung von Laufrollen/Kette zeigt sich aber jetzt. Ich hab eine Kreisschablone von Royal Model (mit verschiedenen Durchmessern) – die ist ideal dafür. Zuerst werden die Laufrollen komplett mit dunkelgrauer Acrylfarbe gebrusht. Anschließend legt man die Schablone auf und lackiert den Innenteil der Laufrollen mit der Basisfarbe – Fertig!
Die Laufrollen wurden jetzt schon von mir mit verdünnter Ölfarbe einem Washing unterzogen und dann ein wenig mit Humbrol Enamel Farbe trockengemalt um etwas die Details herauszubringen.

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AUFZIEHEN DER KETTEN
Nachdem nun Kette, Laufrollen und Teile der Wanne bemalt waren wurde versucht die Ketten halbwegs sauber aufzubringen. Verklebt wurden die Kette mit Superkleber - an der Auflagefläche der Rollen und auch an den Verbindungsstellen zwischen den Kettensegmenten.
Das war für mich eigentlich der frustrierendste Teil des ganzen Baus. Irgendwie passten die Segmente einfach nicht sauber. Besonders an den Stellen wo die Kette vom „Boden“ abhebt um nach oben in die Rundung über das Antriebsrad zu gehen! Obwohl ich die beiden äußeren Räder nicht fix verklebt hatte passte das ganze irgendwie nicht. Aussenden braucht man da wieder mal 3-4 Hände um alles auszurichten. Natürlich sind mir auch hier wieder die runden Teilsegmente „zerbröselt“. Ich weiss nicht wie oft diese blöden Dinger während des Baus auseinander gefallen sind. Als dann doch alles „irgendwie“ angeklebt war zeigte sich dass die Ketten an der Oberseite wo sie zusammenstossen sollten nicht geschlossen werden konnten – es gab einen Spalt von 1 Kettenglied – auf der linken UND der rechte Ketten. Na wenigstens hab ich hier die gleichen Fehler gemacht! Zum Glück sind die freien Stellen der Kette an einer Stelle die nicht mehr einzusehen sind, wenn die Seitenpanzerung angebracht ist. Also dieser Teil des Bauprojekts hat mich überhaupt nicht überzeugt – aber zumindest ist das jetzt vorbei!

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VERKLEBUNG DER BEIDEN WANNENHÄLFTEN
Obacht – hier gibt’s doch noch einen Stolperstein. Bei mir gabs vorne an der Klebenaht zwischen oberer und unterer Wannehälfte einen ziemlich hässlichen Spalt. Bei dem Passstift in der Mitte der Wanne war alles noch in Ordnung – aber nach außen zu den Ketten hin öffnete sich ein größer werdender Spalt. Das ist leider nur suboptimal. Hier habe ich mit Flüssigspachtel Mr. Surfacer 500 und einem Pinsel den Spalt geschlossen. Überschüssiges Material kann mit Wattestäbchen und Alkohol abgerieben werden.

WEITERE DETAILIERUNGEN AN WANNE UND TURM
Nach dem Frust der Kette war nun wieder Entspannung angesagt. Das heißt bei mir gemütlich Kaffee schlürfen und in Lektüre schmökern. Das heißt aber auch – ich sehe was, was der Bausatz nicht hat. Und mit jedem Foto sehe ich das fehlende Detail immer deutlicher. Ich gehöre nicht zur Fraktion der Nietenzähler und auch die Detaillierung des Revell-Bausatzes ist in weiten Teilen prima, aber es zeigte sich bei mir doch etwas Unzufriedenheit mit gewissen Details.

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STAUKÖRBE AM HECK
Vor allem die zwei Staukörbe an der Heckwanne des Merkavas konnten mich so „out of the box“ nicht überzeugen. Auf meinen Vorbildfotos sieht man deutlich dass die Merkavas eine Art „Innensack mit Bändern“ in den Staukörben haben – irgendwie auch logisch, sonst würde das ganze Gerödel ja einfach herauspurzeln. Ausserdem waren die gelochten Platten (als Schutz vor RPG-Geschosse) mit Metallringen untereinander verbunden. Und schließlich hängen auch überall Zurrketten an den Körben herum. Nachdem ich mit dem Kaffeeschlürfen fertig war gings an die Behebung dieser Mankos. Leider konnte ich keine passenden gelochten Ätzteilplatten auftreiben – also mussten die Spritzgussteile verwendet werden. Die Verbindung mit den Metallringen wurde von mir mit dünner Angelschnur dargestellt. Zuerst Löcher bohren und dann die Angelschnur durchfädeln und an der Hinterseite mit Superkleber verkleben – Fertig. Ich hatte auch kurz mit dünnem Draht experimentiert – aber der war einfach zu unflexibel und bereitete Probleme. Für die Ketten verwendete ich einen Ätzteilbogen von ABER (Chains 35A16), die von der Grösse her ganz gut passen. Fixiert wurden die Ketten dann mit einem Tröpfchen Superkleber – auch hier wieder Vorsicht sonst kleistert man sich die Löcher der Ketten zu (wie ich zum Beispiel!).

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Für den „Innensack“ verwendete ich Metallfolie die man auf z.B. am Hals von Sektflaschen findet. Folie glatt streichen und leicht mit Schleifpapier überarbeiten. Dann unter einem Stück Millimeterpapier festkleben. Danach habe ich die Maße der Säcke auf dem Millimeterpapier aufgezeichnet (wer in der Schule in Geometrisch Zeichnen nicht geschlafen hat ist hier klar im Vorteil *gg*) und mit einem frischen Skalpell ausgeschnitten. Nun braucht man das ganze nur noch zusammenzufalten, zu verkleben und zu hoffen dass man zuvor richtig gemessen hat. Falls nein – nochmal messen – und nochmal das ganze von vorne.

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Die Zurrbänder wurden aus Tamiya-Klebeband ausgeschnitten, mit einer feinen Pinzette vorsichtig am Sack oben platziert und schließlich mit etwas dünnflüssigem Superkleber überzogen damit sie sich später nicht ablösen oder aufbiegen. Auch hier lässt sich wieder wunderbar einiges verpatzen und verhauen, falls man nicht höllisch aufpasst.
OK, soweit bin ich mit den Körben jetzt zufrieden.
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DER TURM

Die Oberseite des Turms hat wirklich tolle Details – aber einiges hat mir einfach gefehlt. Z.B. die Verkabelung zu den Nebelwerfern habe ich mit einem 0,2mm LEAD WIRE von www.Plusmodel.cz dargestellt. Der Bleidraht ist wunderbar! Er legt sich toll in Rundungen und hebt sich nicht immer so ab oder federt wie z.B. Kupferdraht. Echt empfehlenswert der Lead Wire. (Es soll auch dünnes Lötzinn geben – aber gefunden hab ich sowas nicht). Vorsichtig muss man bei Lead Wire nur sein wenn man mit Pinzetten arbeitet – denn ehe man es sich versieht hat man den Bleidraht schon „eingedrückt“ oder gar abgezwickt. Weiters wurde von mir auch die „Kabelabzugseinrichtung“ für das vordere schwere MG mit Lead Wire und einem Teil aus der Ersatzteilkiste dargestellt. Auch hier wurde der Bleidraht mit feinen Tamyia-Tape stücken am Turm festgeklebt und mit Superkleber fixiert.
Ausserdem wurde noch die Kommandanten-Optik mit einem Stück Evergreen-Strip verbessert.
Was mich aber am Revell Turm aber wirklich störte – dass das Abschleppseil an der Seitenwand des Turms einfach so „schwebt“. Ich habe hier auch mit kleinen rechtwinkeligen Evergreen-Stücken Montagehaken dargestellt. Hier und da wurde auch hier mit Aber-Ätzteilketten ergänzt.
Was ich leider zu Beginn vergessen habe und später aufgrund der bereits verklebten Details zu riskant war zu entfernen: auf der linken Turmseite ist eine Schaufel angebracht – in den allerwenigsten Fällen war die am Merkava montiert!!
Delikat ist auch der „Schutzvorhang“ aus Metall-Ball-Ketten an der Unterseite des Turm-Staukorbs. Zwar fein gegossen, aber sehr zum Abbrechen neigend muss man hier die Angüsse versäubern – sorgt für einiges Herzklopfen!
Das Kommandanten MG wurde noch mit einem kleinen Suchscheinwerfer aus der Restekiste ergänzt (ist manchmal auf Fotos zu sehen).

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DETAILS AM TURM-STAUKORB
Auch hier wurden wieder Zurrbänder mit dünng eschnittenem Tamiya-Tape dargestellt und schon mal das Krims-Krams für den Korb zusammengesucht (z.B. Munkisten, Kanister, gerollte Zeltbahnen, Schlafsäcke o.ä.). Bei Einsätzen in Städten/Dörfern sind die Staukörbe aber meist leer – zu groß ist hier die Gefahr von Feuer durch Molotow-Cocktails!
Ausserdem musste ich herzlich über die Darstellung der Markierung am Turm-Staukorb lachen. Wie stellt sich das Revell vor? Die dünnen Decals einfach so an den Staukorb pappen? Ausserdem passt die komische braune Farbe für die Markierungen überhaupt nicht – die sind khakifärbig und bestenfalls sehr staubig! Also hab ich hier wieder dünne Metallfolie von Sekt/Weinflaschen verwendet (am Besten man legt sich hier einen ausreichenden Bestand an einem guten Tröpfchen zurecht – natürlich nur für Modellbauzwecke *gg*) und mit XF 49 Khaki lackiert. Dann hab ich die Symbole mit einem scharfen Skalpell von den Decals ausgeschnitten und auf meine lackierte Metallfolie geklebt und mit Glanzlank per Pinsel fixiert.

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ANTENNEN
Antennen wurden aus 0,25 mm Gitarrendraht hergestellt. Der Draht ist ausreichend dünn, flexibel und leicht zu beschaffen. Der Sockel wurde noch mit 0,2mm Bleidraht umwickelt und das Ende der Antenne wurde in ein Tröpfchen Leim getaucht – um den Knubbel darzustellen den die Israelis oft an Ihren Antennenspitzen haben. Revell hatte übrigens gar keine Antennen für das Modell vorgesehen *sic*.

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BEMALUNG
Ich bin der Meinung - seit es Plastikmodellbau gibt, gibt es auch wieder Mysterien. Eines davon ist die richtige Farbe für die IDF-Fahrzeuge. Also was ich da schon alles gelesen habe lässt mich schon sehr schmunzeln. Da sind die IDF-Modellbauer ja beinahe noch ärger als die SW-Foto-Interpreten der WK1-Flieger *gg*.
Ich hab eine Menge realer IDF-Vehikel im Einsatz gesehen und habe alle möglichen Farbvarianten in Erinnerung. Abhängig von Umständen wie Licht, Wetter, Verstaubung, Verschmutzung, Sonnenausbleichung usw. variieren die Farbtöne von Grau über Grün bis zu Sandgelb. Also hat man hier als Modellbauer eigentlich ziemlich viel Spielraum.
Mein Panzer stellt ein Fahrzeug mit dem Einsatzgebiet Nordost-Israel dar und ist in einem grünstichigen Grundton gehalten. Gemischt wurde eine Basisfarbe „Daumen mal Pi“ XF57 Buff (6Teile) und XF58 Olive Green (ca. 4 Teile). Damit wurde das ganze Modell in mehreren Gängen dünn besprüht (Grundierung aus Sprühdosen habe ich keine verwendet – da habe ich eher Angst dass ich mir die Details zu sehr zukleistere – ist ja alles schon mal passiert!) Nach der Grundierung erfolgt eine Aufhellung der horizontalen Flächen (Basisfarbe mit XF57 Buff aufgehellt). Anschließend mit Klarlack glänzend fixieren und schön durchtrocknen lassen. Danach kommen die wenigen Decals drauf. Vor allem bei der Markierung an den Seitenschürzen empfiehlt sich die Verwendung von Micro Set/Sol oder ähnlichen Produkten da sich hier die Decals schön an die Nieten legen müssen. Danach wurden die Decals mit Klarlack fixiert.
Jetzt ein Washing des Modells mit einer Mischung aus Ölfarbe Vandyke-Brown und Zippo Feuerzeugbenzin – um Linien, Vertiefungen besser herauszubringen. Überschüssiges wird einfach mit Wattestäbchen aufgesaugt. Danach erfolgte noch teilweise (nicht überall – ist m.E. in 1/72 nur bei feinen Details zweckmäßig) ein Trockenbürsten von Details mit purer Ölfarbe Mischung aus weiss/gelb. Wenn das alles trocken ist erfolgt eine Fixierung mit Mattlack.

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Als letzter Schritt erfolgt die Verschmutzung/Verstaubung mit Pigmenten von MiG (Gulfwar P037 und BeachSand P030). Verdünnt wurde das Pigmentgemisch wieder mit Zippo-Feuerzeugbenzin und mit dem Pinsel auf das Modell aufgebracht. Wenn alles trocken ist bekommt man dann erst mal eine gehörigen Schock, weil das Modell nun ziemlich versaut und verhunzt ist. Aber man kann die überschüssigen Pigmente mit einem Pinsel wieder „abrubbeln“ und so eine einheitliche Verstaubung darstellen und muss das Modell nicht in den Mistkübel knallen! Falls zuwenig Pigmente vorhanden sind kann der Schritt jederzeit wiederholt werden.

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Wer zum Schluss was Lustiges sehen möchte Versiegelt sein Modell mit Mattlack und sieht wie die Staubwirkung der Pigmente plötzlich spurlos verschwindet!!!! Dafür bleiben aber helle Pigmentschichten und Flecken in einigen Ritzen und Vertiefungen deutlich sichtbar. Aber man kann dann ja wieder eine Lage aufbringen – nur mit dem Anfassen den Modells muss man Vorsichtig sein wenn man nicht mit Lack fixiert – das gibt sonst Fingerabdrücke, besser als bei CSI-Miami!!! Also mit der Verstaubung habe ich kein wirkliches glückliches Händchen gehabt – das geht sicher auch besser!

BEMALUNG DER DETAILS
Für einige Details kamen Acrylfarben von Andrea und Vallejo zum Einsatz – z.B. Rot für Laufradnaben und Öffnungen bzw. Wood und Earth für Holzteile.
Ziemlich misslungen ist mir leider die Darstellung der Optik und der Sichtspiegel. Grundierung war mit Silber (Andrea Color), dann eine dünne Schicht Green-Transparent (Vallejo) und anschließend noch mit X19 Smoke (Tam.). Ich hab das alles mit einem feinen Pinsel gemacht und eigentlich laufend schlecht gemalt, die Silbergrundierung ist sehr unregelmäßig, das Grün ist zu giftig und Smoke hat auch nix mehr verbessern können. Nächstes Mal werde ich für 1/72 eine andere Variante probieren – in 1/35 hatte die (jedoch mit Airbrush) ganz gut funktioniert.
MGs wurden mit Mattschwarz grundiert, dann mit Lukas Wischsilber trockengebürstet und fixiert.
Zeltplane, Mun.kisten wurden mit Khaki/Oliv bemalt.
An der Auspufföffnung wurde noch Ruß mit schwarzer Pastellkreide aufgebürstet.

Nachdem nun die letzten Details auf dem Modell angeklebt werden kann nochmals eine Abgleichung der Farbe mit einer ganz feinen Stauschicht XF 57 Buff (1:20 verdünnt) vorgenommen werden.

FINALER ZUSAMMENBAU

Für letztes Herzklopfen sorgt dann das Ankleben der beiden Seitenschürzen – mit nur 5 kleinen Klebepunkten soll das ganze stabil und auch möglichst gerade erfolgen. Wieder mal fragt man sich wieso man nur 2 Hände hat und muss sich die unmöglichsten Hilfskonstruktionen zurechtbasteln.
Auch die MGs an den kleinen Klebeflächen mit Superkleber festzukleben ist nichts für schwache Nerven – ich frag mich jetzt schon wann eines davon wohl beim Transport abfallen wird. Aber wenn das mal alles geschafft ist freut man sich über eine schöne Umsetzung eines der interessantesten Kampfpanzer der Neuzeit.

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WEITERE LITERATUR

Als weitere Literatur gibts die beiden Osprey New Vanguard Bücher (an denen sich Revell sehr stark orientiert hat – vor allem bei den Markierungen!) – haben aber leider keine Farbfotos – nur Farbtafeln.
New Vanguard – 93 - Modern Israeli Tanks and Infantry Carriers 1985 – 2004 von Marsh Gelbart.
New Vanguard – 21 – Merkava, Main Battle Tank 1977 – 1996 von Samuel Katz.

Und natürlich das Tankograd Buch MERKAVA von Marsh Gelbart (welches mit fast 50 € aber leider mein Baubudget deutlich überstieg und nicht verwendet werden konnte! – weiss gar nicht wie oft ich das Buch in der Buchhandlung in der Hand gehabt habe *seufz*)

Neu und auch für IDF-Modellbauer interessant: das Heft von der Model Hors-Serie: TSAHAL: 1/ Heavy Armour mit wunderschönen Modellen von Magachs über Merkavas bis hin zu Puma, Achzarit und zur M109.

Weiters ist für IDF-Interessierte dieses Modellbauforum sehr empfehlenswert: https://www.idf-armour-group.org/


FAZIT

Ketten aus Einzelgliedern sind eine echte Plage (zumindest so wie ich es versucht habe zu machen!). Ich habs hier auch ziemlich versaut und bin froh damit überhaupt fertiggeworden zu sein!
Revell bietet aber mit dem Merkava einen günstigen und guten Basisbausatz der aber durchaus noch mit selbstgefertigte Detaillierungen ohne allzugroßen Aufwand verbessert werden kann. Einzig die Passung obere/untere Wanne an der Vorderseite des Fahrzeugs war nicht OK – könnte aber auch mein Fehler gewesen sein. Merkava Profis werden aber Turmform und Dicke der Panzerung kritisieren ... aber 98,99% der Modellbauer und 99,99% der sonstigen Betrachter sind keine Merkava Profis!!

Leider gibt’s für den guten Revell-Bausatz derzeit keine Zurüstteile, wie z.B. eine andere Kette. Auch sind leider keine Zurüst-Varianten in 1/72 erhältlich z.B. um einen Dor Dalet daraus zu machen (so wie Legend und A.E.F Design in 1/35). Passende IDF Figuren in 1/72 konnte ich leider auch noch keine auftreiben – falls da jemand Infos hat bitte um Nachricht!
Was jetzt fehlt sind nur noch andere IDF-Fahrzeuge in 1/72 – Hallo Revell – interessantes Material gibt’s ja zur Genüge!!

Danke dass Ihr mir beim Bauen über die Schulter geschaut habt.

Viel Spaß beim Modellbau
wünscht euch
Walter Lampel


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